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Jäger, Obermeister und Rehkitz-Retter

Mit Gras umhüllt Richard Stanzel das Kitz, damit es keinen Fremdgeruch annimmt. Das ist wichtig, damit das Tier später von der Geiß wiedergefunden wird.

„zimmern rockt!“ – so heißt unser Jahresmotto 2021. Denn Menschen aus dem Zimmerer- und Holzbaugewerbe haben nicht nur Holz im Sinn, sondern vielfältige Interessen, wie der Obermeister der Zimmerer-Innung Ebersberg Richard Stanzel. Er ist Zimmermeister, Jäger und rettet in seiner Freizeit Rehkitze mit einer Drohne.

Es passierte immer wieder: „Wenn Landwirte ihre Felder gemäht haben, haben sie regelmäßig Kitze erwischt, die sich in den Gräsern verstecken“, erzählt Stanzel. An dieser traurigen Tatsache wollte er etwas ändern: „Die Landwirte haben mir vor der Mahd Bescheid gesagt. Dann bin ich mit meiner Frau und meinen Kindern durch die Wiesen marschiert und wir haben nach den Rehkitzen gesucht.“

Und vor rund drei Jahren las er in den Medien von der Kitzrettung via Drohne und Wärmebildkamera: „Dann habe ich mir selbst eine gekauft.“ Am häufigsten nutzt er sie zwischen Mai und Juni, entweder am Abend oder am Morgen vor der Mahd. Dann zeichnen sich die Temperaturunterschiede zwischen Kitz und Umgebung am besten ab.

„Heuer haben wir schon acht Kitze gerettet“

Dabei ist Stanzel nicht allein, sondern mit seiner Familie oder Mitjägern unterwegs: „Wir tragen Handschuhe und wenn wir ein Kitz entdecken, packen wir ein bisschen Gras darum und legen es dann in einen Wäschekorb.“ Grashülle und Handschuhe sind wichtig, denn: „Sonst nehmen die Tiere unseren Geruch an und die Geiß würde ihre Kinder verstoßen.“ Die Wäschekörbe mit den Kitzen tragen Stanzel und seine Helfer zurück in den Wald.

Die Mühe lohnt sich: „Heuer haben wir schon acht Kitze gerettet!“ Für ihn ist das ein großer Erfolg, denn: „Mir tun die Kitze einfach leid, weil sie noch zu klein sind, um vor dem Mähwerk wegzulaufen. Auch für die Geiß ist ein totgemähtes Kitz schlimm, weil sie dann vergeblich nach ihren Jungen sucht.“

Instinktiv verstecken sich die Rehkitze im hohen Gras. Das kann sie in Gefahr bringen.

Im Wald ist er seinem Lieblingsbaustoff ganz nah

Seit rund 17 Jahren ist Stanzel Jäger: „Auf dem Hochsitz beobachte ich die Natur und genieße die Ruhe, da ist mein Telefon aus“ – gleichzeitig ist er den Bäumen und seinem Lieblingsbaustoff Holz ganz nah.

Für Stanzel war klar, dass er einmal mit Holz arbeiten möchte. Zunächst entschied er sich für eine Schreinerlehre, da sein Bruder ursprünglich die familieneigene Zimmerei übernehmen wollte. Aber dann kam es anders. Vor rund 30 Jahren machte Stanzel seinen Zimmermeister. Folgendes schätzt er besonders an seinem Beruf: „Dass man am Feierabend sieht, was man geschaffen hat: Zum Beispiel den fertigen Dachstuhl oder ein kleines Haus.“

Außerdem engagiert er sich als Obermeister der Innung Ebersberg: „Mir macht der Austausch mit Kollegen Spaß und ich finde die Zusammenarbeit mit dem Verband sehr angenehm.“ Auch in der Kommunalpolitik ist er als Gemeinderat in Aßling aktiv. Wie er das alles zeitlich schafft? „Meine Tochter Franzi unterstützt mich sehr, sie nimmt mir viel Arbeit im Büro ab“ – Franziska Stanzel ist ebenfalls Zimmermeisterin und will die familieneigene Zimmerei einmal übernehmen: „Das freut mich natürlich“, sagt Richard Stanzel.


Engagiert sich als Gemeinderat und Obermeister der Innung Ebersberg: Richard Stanzel.

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